Natke, U. (1999) Die Kontrolle der Phonationsdauer bei stotternden und nichtstotternden Personen: Einfluss der Rückmeldelautstärke und Adaptation. Sprache - Stimme - Gehör, 23, 198-205.

Zusammenfassung
Es existiert ein Mechanismus zur auditiven Kontrolle der Phonationsdauer auf Silbenebene, die audio-phonatorische Kopplung. Dieser Mechanismus lässt sich mit Hilfe von intermittierender Verzögerung der auditiven Rückmeldung mit Verzögerungszeiten unterhalb der Wahrnehmungsschwelle nachweisen. Die Verzögerung führt zu einer Verlängerung der Phonationsdauer bei lang betonten Silben. Stotternde Personen hatten in zwei Untersuchungen stärkere Effekte gezeigt als nichtstotternde Personen. In der vorliegenden Studie wurde der Effekt in beiden Gruppen weiter untersucht. Im ersten Experiment zeigte sich, dass bei drei Messungen im Abstand von vier Wochen ein Adaptationseffekt im Sinne einer Abnahme des Verlängerungseffekts über den gesamten Zeitraum auftritt. Im zweiten Experiment wurde die Rückmeldelautstärke in drei Abstufungen variiert. Auch bei leiser Rückmeldung trat ein Verlängerungseffekt auf, es zeigten sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Abstufungen. Keines der beiden Experimente ergab Unterschiede zwischen stotternden und nichtstotternden Probanden. Die Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass es sich bei der audio-phonatorischen Kopplung um einen Mechanismus zur Kontrolle augenblicklich ablaufender Silben handelt, der auch unter normalen Bedingungen wirksam ist. Die Befunde werden im Rahmen allgemeiner Strategien in der Stotterforschung diskutiert.

Abstract
There is a mechanism named audiophonatory coupling, which controls the phonation duration at syllable level via the auditory feedback channel. This mechanism can be demonstrated using an intermittent delay of auditory feedback with a delay time, which does not reach the perceptional threshold. This delay leads to a prolongation of the phonation duration in long stressed syllables. In two studies stuttering people have shown a greater prolongation than nonstuttering people. In the study presented the effect was examined in both groups in more detail. In the first experiment, an adaptation, that means a decrease in the prolongation effect, occurred over the course of three measurements at intervals of four weeks. The adaptation effect is interpreted as an automation process. In the second experiment, the feedback loudness was varied in three levels. Even with quiet feedback there was a prolongation effect, but no differences were observed between the three feedback levels. None of the experiments reveals a difference between stuttering and nonstuttering people. The results support the hypothesis that the audiophonatory coupling is a mechanism active in normal conditions controlling the phonation duration of a momentary produced syllable. The findings are discussed in the light of the group difference design and the fluent speech paradigm in stuttering research.

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