Natke, U., Alpermann, A., Heil, W., Kuckenberg, S., & Zückner, H. (2010) Langzeiteffekte der Intensiv-Modifikation Stottern (IMS). Sprache - Stimme - Gehör, 34, 155-164

Zusammenfassung
Der Zweck der vorliegenden Untersuchung bestand darin, die Langzeiteffekte einer Intensivtherapie nach dem Ansatz der Stottermodifikation bei stotternden Jugendlichen und Erwachsenen zu ermitteln. Dabei wurden die Auswirkungen auf die Sprechflüssigkeit mit zwei bislang wenig verbreiteten Methoden erhoben, mit denen die Ziele der Therapie, sowohl leichter als auch weniger zu stottern sowie lokale Sprechtechniken einzusetzen, überprüft werden können. Weiterhin wurden mittels Fragebögen Selbsteinschätzungen sowie Änderungen in den Bereichen Gefühle, Einstellungen und Vermeidungsverhalten ermittelt. Bei drei aufeinander folgenden Therapiekursen der Intensiv-Modifikation Stottern (IMS) wurden Daten bei 18 Teilnehmern direkt vor, im Anschluss an die einjährige Intensivphase sowie ein und zwei Jahre nach der Intensivphase gesammelt. Sprechproben wurden mittels Telefongesprächen erhoben. Dies geschah, indem die Patientinnen und Patienten nicht terminiert von einer unbekannten Person angerufen wurden. Die Anrufe erfolgten vor der Durchführung von Nachsorgetreffen. Die Erhebung der Sprechproben geschah damit außerhalb des therapeutischen Kontexts und unbeeinflusst von der Auffrischung von Therapieinhalten. Auf diese Weise wurde versucht, ein realistisches Bild der Sprechflüssigkeit aus dem Alltag der Patientinnen und Patienten zu erhalten. In allen abhängigen Variablen zeigt sich ein typisches Bild: Im Anschluss an die Intensivphase sind große positive Effekte zu verzeichnen. Nach einem Jahr verschlechtern sich die Ergebnisse etwas, bleiben jedoch im zweiten Jahr nach der Intensivphase stabil. Damit werden die sprechbezogenen und die nicht sprechbezogenen Ziele der Therapie langfristig erreicht. Beim Percentage of Discontinuous Speech Time, mit dem der Zeitverlust durch Stottern gemessen wird, ergab sich eine langfristige Verbesserung um 10,8 Prozentpunkte gegenüber dem Stand vor der Therapie. Die Intervall-Messung, mit der 3-Sekunden-Intervalle kategorisiert werden, zeigte eine Reduktion der gestotterten Intervalle um 18,5 Prozentpunkte zugunsten der flüssig gesprochenen Intervalle. Der Anteil der Intervalle, in denen Sprechtechnik eingesetzt wurde, war langfristig gering. Mögliche Gründe und Konsequenzen für die Therapie werden diskutiert.

Abstract
The purpose of the present study was to measure the long-term effects of an intensive stuttering modification therapy for adolescents and adults who stutter. The effects on fluency were assessed with two quite unknown methods, which seemed to be appropriate to cover two important therapy goals: less and easy stuttering as well as use of stuttering modification techniques. The assessments also included questionnaires regarding self-evaluation and changes in feelings, attitudes and avoidance behavior. The speech of 18 clients of three consecutive courses of the Intensiv-Modifikation Stottern (IMS) was assessed via telephone calls pre and post treatment as well as one resp. two years after treatment. The telephone calls were surprise calls of an unknown person and were explicitly done outside the context of therapy or refreshers. The purpose of this approach was to get a realistic view of the fluency in every day situations of the clients. All measures showed typical results. Post treatment there are large effects, at the follow up one year later the results fall of, but stabilize in the second year after treatment. By this the goals of the IMS regarding fluency and the coping of stuttering are achieved on a long-term basis. Measurements of the Percentage of Discontinous Speech Time, which reflects the loss of time by stuttering events, showed an improvement of 10.8 percentage points after therapy in comparison to the pre assessment. Time-interval-measurement with intervals of three seconds showed a reduction of 18.5 percentage points of stuttered intervals. Two years after therapy the amount of intervals, which contained stuttering modification techniques, was low. Potential reasons and consequences for stuttering therapy are discussed.

Buch- und Zeitschriftenbeiträge